In turbulenten Zeiten zeigt sich, was Führung wirklich bedeutet.
Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einem Unternehmer vor einigen Monaten. Er leitete ein mittelständisches Unternehmen, das gerade von mehreren Seiten unter Druck stand: Lieferengpässe, steigende Kosten, verunsicherte Mitarbeiter. Sein erster Satz zu mir war: „Marco, wir haben doch alles geregelt – wieso herrscht trotzdem Chaos?“
Diese Frage berührt einen Kernpunkt, den viele Führungskräfte und Unternehmer unterschätzen: Regeln allein schaffen keine Stabilität.
Regeln sind wichtig. Aber sie sind nur die Basis.
Compliance, Prozesse, Checklisten – all das gibt uns eine scheinbare Sicherheit. Ich kenne das selbst aus meiner Arbeit im Bereich Datenschutz und Security. Vorschriften helfen, einen Rahmen zu schaffen. Doch ein Rahmen ohne Substanz stürzt ein, sobald die erste Böe kommt.
Warum? Weil Regeln nicht führen. Regeln verwalten.
Echte Führung beginnt da, wo die Regeln aufhören – im Moment der Unsicherheit.
Was passiert, wenn der Nebel dichter wird?
In Krisen verschwimmt die gewohnte Sicht. Das Geschäftsmodell, das gestern funktionierte, ist plötzlich fragil. Teams fragen nach Orientierung. Kunden spüren die Unsicherheit und zögern.
Hier trennt sich die Spreu vom Weizen:
Die einen versuchen, noch detailliertere Regeln zu erlassen, alles zu kontrollieren, jedes Szenario abzusichern.
Die anderen treten einen Schritt zurück, atmen durch – und bringen Klarheit in den Nebel.
Klarheit bedeutet nicht, alle Antworten zu kennen. Es bedeutet, den Mut zu haben, die richtigen Fragen zu stellen und Entscheidungen zu treffen, auch wenn sie unbequem sind.
Führung als Anker
Ich habe in meiner Arbeit immer wieder gesehen, wie stark sich Teams an klarer Führung orientieren. Nicht an der perfekten Strategie, sondern an einem Leader, der sagt:
„Ich sehe, was passiert. Ich kenne nicht jede Antwort, aber ich stehe hier. Und wir gehen diesen Weg gemeinsam.“
Das ist kein romantischer Führungsstil. Es ist pure Notwendigkeit in Zeiten, in denen Fakten unvollständig sind und Pläne sich wöchentlich ändern.
Denn Mitarbeiter folgen nicht Regeln – sie folgen Menschen.
Klarheit bringt Handlungsfähigkeit zurück
Klarheit ist mehr als Kommunikation. Es ist eine innere Haltung:
• Was ist jetzt wirklich wichtig?
• Was können wir beeinflussen?
• Was braucht mein Team, um zu handeln, statt abzuwarten?
Diese Haltung schafft Räume. Räume, in denen Verantwortung übernommen wird. Räume, in denen sich Teams gegenseitig tragen. Und ja – auch Räume, in denen Fehler passieren dürfen, ohne dass alles zusammenbricht.
Mein Fazit: Führung ist kein Regelwerk, sondern ein Handwerk
In unsicheren Zeiten reicht es nicht, Vorschriften zu erfüllen. Sie sind der Boden, auf dem wir stehen – aber den Weg müssen wir selbst gehen.
Führung ist die Fähigkeit, aus Chaos Klarheit zu schaffen. Teams Orientierung zu geben, auch wenn der Weg ungewiss ist. Und Verantwortung zu übernehmen – für Entscheidungen, Menschen und das größere Ganze.
Vielleicht ist das die größte Aufgabe von Unternehmern und Führungskräften in unserer Zeit: den Mut zu haben, nicht nur zu verwalten, sondern zu gestalten.